Morgens bin ich in Vallo di Nera in Umbrien gestartet und am Abend in Polignano a Mare in Apulien gelandet. Das wusste ich am Morgen aber noch nicht und hatte bis dato auch von diesem Ort noch keinen blassen Schimmer.
Vallo di Nera ist nicht unbedingt der Nabel der Welt, liegt für Motorradfahrer aber eben günstig an den Sibilinischen Bergen und ist auch als Ausgangspunkt für weitere sehenswerte Städte durchaus attraktiv gelegen.
Auf unserer Reise haben wir uns Assisi, Spoleto, Rom und Orvieto angesehen und Touren durch die Berge gemacht.
Bevor ich nach Apulien aufgebrochen bin gab es noch ein Frühstück – also Croissant und Cappuccino – bin ich dann in Richtung Süden aufgebrochen, während mein Partner die Heimreise nach Deutschland angetreten hat. Ich wollte noch zwei Wochen Bloggerreise dranhängen.
Im Grunde wollte ich zügig durchkommen und mir war es wurscht, wo ich lande. Entweder wollte ich auf dem Gargano Halt machen – das ist der Sporn von Italien – oder weiter in die Nähe von Bari. Irgendwoi in der Nähe vom Gargano habe ich auch festgestellt, dass die Randstreifen der Autobahn, mit Pinien und ihren blühenden Oleanderbüschen, besser aussehen als mein Vorgarten. Vielleicht sollte ich darüber noch einmal intensiver nachdenken und gärtnerisch tätig zu werden, nun ja.
Die Strecke von Umbrien nach Apulien ist jedenfalls über 500 km lang und somit hatte ich eigentlich nicht das Verlangen nach unnötigen Fahrten und hatte mir die schnellste Route ausgesucht. Dachte ich zumindest.
Umbrien und die Nachwehen des Erdbebens
Inhaltsverzeichnis
Ich bin also Richtung Norcia aufgebrochen und wollte über die SS685 und SS4 zur Autobahn und dann nach Süden. Norcia selbst ist durch das Erdbeben 2016 sehr stark beschädigt worden und die Häuser zum Teil noch sehr kaputt. Die großen Kirche – Norcia ist auch die Geburtsstadt vom heiligen Benedikt – liegen in Trümmern und sind eingerüstet. Allerdings lassen sich die Bewohner nicht wirklich unterkriegen und die Souvenirläden sind wieder geöffnet, das Leben geht weiter. Nach Norcia also Richtung Meer.
Vor Capodaqua war allerdings schon wieder Schluss mit der Schnellstraße. Eine Vollsperrung zwang mich auf eine schöne Nebenstrecke. Was ich dann gesehen habe, hat mir den Atem genommen. Ich bin durch zwei völlig zerstörte Städte gekommen und dann wurde mir bewusst, dass dieses der Teil war, in dem das Epizentrum des Bebens lag. Capodaqua und Pescara del Tronto sind nicht einmal mehr Geisterstädte wie Visso, sondern Ruinendörfer. Kein Haus steht mehr, es hängen zum Teil Armaturen von der nackten Wand und es wirkt alles ziemlich trostlos. Ganz ehrlich, hätte ich geahnt, was ich zu sehen bekomme, hätte ich vielleicht eine andere Route gewählt. In diesem Bereich sind zudem viele befahrbare Brücken, denen man nach dem Anblick der Städte nur wenig vertraut.
Letzendlich bin ich irgendwann wieder auf die Schnellstraße und später auf die Autobahn gekommen und in Richtung Süden gefahren. Die Bilder haben mich aber auf der Fahrt noch lange beschäftigt.
Castel del Monte – Apulien
Auf meiner Liste stand auf jeden Fall das Castel del Monte von Friederich 2. dem Stauferkönig. Der Blick auf die Karte und auf die Uhrzeit sagte mir, dass das locker auf der Fahrt geht. Ich hatte nicht erwartet viel in der Burg zu sehen und so war es dann auch.
Trotzdem kann ich jedem empfehlen, sich diese Burg nicht entgehen zu lassen. Ein Monument in Stein auf einem Berg mit einem Wahnsinnsblick über die Ebene in 360°. Auch wenn man heute gar nicht recht weiß, wozu er die Burg gebaut hat, weil er kurz nach der Fertigstellung starb.
Die üppigen Einfassungen der Türen und Fenster, sowie die Treppen in das obere Geschoss sind einfach großartig. Der Eintritt von Euro 10,- ist sicher stattlich und wenn man dann noch für 5,- Euro den Audioguide dazu nimmt, wird man eine Stange Geld für viel Stein los.
Trulli und sonst nichts
Und dann wollte ich anschließend noch nach Altamura. Das sind noch 44 km, das kann ja nicht so schlimm sein. Zeit hatte ich noch, es war ja erst früher Nachmittag.
Kann ein Land leer sein! Die Straßen um Castel del Monte sind schnurgerade. Es geht durch Olivenfelder oder Weingärten. Die Felder sind alle mit Steinmauern eingegrenzt. So viel Ebene und Fläche ist schon erstaunlich. Dörfer sind eher selten nach Deutschem Standard.
Spaßig war dann auch die Tatsache, dass ich tanken musste und nicht mehr bis Altamura aushalten wollte. Also musste ich umdrehen, denn in Richtung Altamura gab es keine Tankmöglichkeit. Dafür Interessantes am Wegesrand.
Ab und an sieht man einen Steinhaufen, manchmal auch eine runde Steinhütte, die sogenannten Trulli. Gehört hatte ich schon viel davon, war mir aber nicht im Klaren darüber, dass sie auch einfach so in den Feldern zu finden sind. Hier werden die Trulli aber nicht sehr gepflegt, sie sind halt da und ich vermute, solange sie nicht in sich zusammenfallen stehen sie unter Denkmalschutz und müssen bestehen bleiben. Wer mehr dazu weiß, darf mich gerne bestätigen oder korrigieren.
In jedem Fall sind diese Hütten hübsch anzusehen, wie sie da so grau und aufgeschichtet in den Feldern stehen. Wer Trulli sehen will, der fährt aber am Besten nach Alberobello, dort sind sie schön hergerichtet und dienen auch noch als Hotel. In diesem Teil wirken sie eher wie „stehen gelassen“ und ohne Funktion.
Nach Altamura
Ich hatte den Film Focaccia Blues gesehen und wollte mir unbedingt diese Stadt anschauen. Im Film hat eine Mc Donalds Filiale in Altamura eröffnet und wurde als Konkurrenz und nicht traditionelles Unternehmen von einer Focacciaria bekämpft. Der liebevoll gemachte Film über den Kampf David gegen Goliath und italienische Esskultur in Altamura hat mich so begeistert, dass ich diese Stadt einmal sehen wollte. Also habe ich mich durch die Macchia gequält und bin auch tatsächlich angekommen.
Olivenfelder und Weinfelder waren nahe der Burg noch schön, aber je weiter ich mich entfernte, je weniger bewirtschaftete Flächen gab es und schnurgerade Straßen ohne jede Kulturlandschaft sind echt schwer auszuhalten. Abgefackelte Felder und dürre Fläche, soweit das Auge reicht. Zudem konnte man noch Kilometer über die Ebene schauen und auch das machte den Eindruck nicht wirklich einladend.
Angekommen in Altamura habe ich mich also auch gar nicht auf ein Stadtbild einlassen können. Alles war mir zu dreckig und grau. Ich bin quasi mehr geflohen als alles andere und wollte mir einen Campigplatz suchen.
Polignao a Mare
Ich bin also dann mit vielen Umwegen – weil die Beschilderung nicht das ist, was man sich verspricht – wieder in den Norden Richtung Bari gefahren und wusste, dass ich ans Meer will.
Oh man hab ich mich verzettelt und habe ich falsche Kreuzungen genommen. Es gibt Momente, da wünsche sogar ich mir ein Navi. Da ich keines hatte, habe ich mich durchgequält und kam bei Sonnenuntergang und aufkommendem Starkwind an.
Nach Altamura und seiner Umgebung war Poligniano a Mare dann eine echt heitere kleine Stadt mit viel touristischem Anstrich. Dazu könnt ihr aber im Bericht über Polignano a Mare mehr lesen (comming soon).
An diesem Tag bin ich mehr als 600 km Strecke gefahren und nach der Ankunft nur noch umgefallen. Die Stadt habe ich mir erst am nächsten Tag wirklich angesehen.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.