Pozzuoli liegt inmitten den Phlegäischen Feldern am Rande Neapels. Die Schnellstraße führt durch einen Tunnel in diese Ecke Kampaniens. Von Pozzuoli aus gibt es Schiffe nach Ischia und Capri. Ein römisches Amphitheater und eine Burg sind die Highlights der Stadt. Die Stadt dient den Einwohnern von Neapel als Wochenendausflugsziel ans Meer.
Sonntag in Pozzuoli
Inhaltsverzeichnis
Am Sonntag Mittag komme ich an und das in größtem Stau. Es ist heiß, wie es im September hier nun immer noch ist und stickig. Aus der Motorradkombi will ich eigentlich nur noch raus. Bis das möglich ist muss ich mich aber erst einmal durch den Verkehr zwängen, der auch in Einbahnstraßen zur Stoßzeit zweispurig verläuft mit Vespa-/Roller-/Motorradspur dreispurig.
Zwischen Straße und Bahnlinie
Irgendwann ist das Hotel erreicht und ich bin geblendet durch die Schönheit des Meeres, das im Hintergrund die Silhouette Capris zeigt. Wirklich zauberhaft. Unglücklicherweise habe ich ein Hotel gebucht, das zwischen Straße und Bahnlinie liegt. Das war sicherlich mein Fehler bei der Bestellung. Irgendwie habe ich das übersehen. Der Herr, der mich eincheckt stellt auch gleich klar, dass die Bahn nur bis um 22:00 Uhr fährt, nachts ist Ruhe. So ist es auch tatsächlich.
Unterkünfte gibt es hier sicherlich sehr viel bessere. Bei der Wahl unbedingt auf die Bahn achten und auch auf den Standard. Die Bilder, die mit dieser Unterkunft auf Instagram getagt waren, hätten mich abschrecken müssen. Ich verbuche es als Learning.
Strand
Die Bahn direkt am Meer schneidet natürlich auch das Meer von der Stadt ab. Um zum Strand zu kommen muss man also bis zur nächsten Bahnhofsunterführung und kann dann direkt hindurch und an den öffentlichen Strand. In der Nachsaison ist der Strand nicht gepflegt. Kippen liegen neben Plastikbechern und die Chance auf einen Kronkorken zu treten ist auch durchaus gegeben. Wer mag kann 200 m weiter auf einen Privatstrand ausweichen. Natürlich kostet der Geld.
Menschen und ihre Sprache
Vor allem eins habe ich erlebt, Unwillen. Unwillen sich mit Touristen auseinanderzusetzen, Unwillen freundlich zu sein, Unwillen sprachlich verständlich zu sein. Das alles erinnert mich an die Menschen in Oberbayern, die ihren Grant auf die Preußen nicht verbergen und sich sprachlich nicht verständlich machen wollen. Sicher sind nicht alle so, ich habe es oft erlebt. Interessanterweise leben aber die Leute hüben, wie drüben, vom Tourismus.
Der Mensch in der Bar ist ein Highlight. Ich frage, wo es ein Wasser zu kaufen gäbe, denn ich bin es gewohnt in Italien in jedem noch so kleinen Nest einen Supermarkt zu finden. Maulig antwortet er, dass ich das bei ihm bekomme und verlangt – völlig in Ordnung – 1,50 für 1,5 L. Irritiert bin ich über die Art, wie er mir die Flasche reicht, es wirkt überheblich, ich kann mich irren. Aber gut, ich will ja nicht so sein, die einzige noch offene Bar sollte man sich warm halten. Ich gehe in die Pizzeria und esse dort eine wirklich leckere Pizza, trinke einen Wein und versuche mich zu entspannen.
Am Montag habe ich die Bar noch einmal ausprobiert. Abends einen Apperzeptiv an der Bar ist mehr als üblich, es gibt in der Regel kleine Knabbereien dazu und man kann den Abend gemütlich starten. Diese Tradition ist mir sehr sympatisch. Ich gehe also an die Bar und der gleiche Mensch ist hinter der Theke. Ich frage nach einem Glas Wein, er sagt, dass er es bringt. Er kommt, knallt mir den Wein mehr hin, als dass er bedient und entschwindet – keine Knabbereien, nichts weiter. Beim Zahlen verlangt er 4,- Euro für ein Glas Wein und grinst mich dazu breit an. Das ist mehr als überzogen. Ich hatte am Vorabend für einen 1/4 Liter 2,- Euro im Restaurant bezahlt und in der Regel liegt ein Bicchero di Vino bei ca 1 € bis 2 €. Ich zahle, weil eine Diskussion kann ich nicht führen, er verweigert ein verständliches Italienisch, Englisch geht gar nicht.
Leider ist das kein Einzelfall. Wenn man der Sprache (hier dem Dialekt) nicht mächtig ist, wird eine Verständigung schwer. Hier scheinen Touristen zu nerven. Ich habe in Sizilien und Apulien aber auch andere Menschen kennenlernen dürfen, die sich bemüht haben mit mir zu kommunizieren und behilflich waren. Der Barmensch war einfach nur ein Flegel und sollte sicherlich nicht als Maßstab gelten, allerdings hat sich dieses Bild manifestiert. Die Unwilligkeit auf Gäste einzugehen und habe ich mehrfach erlebt. Auch im Hotel.
Ein Lichtblick war der Herr hinter der Wursttheke am Dienstag. Sehr galant hat er mich bedient und auch er hat kein Wort Englisch gesprochen. Ich war fast erstaunt, dass er mich verstanden hat, das war ist mir bis dahin in der Region noch nicht passiert. Aber er hat sich bemüht mich zu verstehen und sogar geplaudert. Sein Sohn stand ignorant daneben, die beiden haben im Dialekt ein paar Worte gewechselt, sodass ich sicher bin, dass auch diese Herren Einheimischer sind.
Dialekt ist das Eine, das Andere ist es aber, wenn absichtlich ignoriert wird. Ich habe mich mit meinen bescheidenen Kenntnissen (Niveau B2) bisher eigentlich immer ganz gut geschlagen. In Sizielien hatte ich schöne Erlebnisse und auch in Apulien ging es sehr gut. Und auch dort wird nicht das Italienisch aus dem Lehrbuch gesprochen.
Solfatara Krater
Der eigentliche Grund, warum ich angereist bin, war der Solfarata Krater. Der aktive Vulkan, der als Phlegräische Felder bekannt ist, befindet sich unter dem gesamten Stadtgebiet. Ein Krater hat besondere Berühmtheit erlangt, weil er an der Oberfläche raucht und qualmt und das auf Meeresniveau. Bis 2017 konnte man das Gelände besuchen und die Tätigkeit bewundern. Es ist wohl ein schaurig schönes Erlebnis, denn der Vulkan ist eine tickende Zeitbombe und ein Ausbuch könnte, außer den Menschen rund um Neapel, was nahe liegt, auch ganz Europa schaden.
Ein tragisches Familienunglück 2017, bei dem drei Menschen starben, hat die Behörden veranlasst die Besuchsfreigabe des Gebiets zurück zu nehmen. Seither sind keine Besichtigungen mehr erlaubt. Der einzige Blick ist über den Straßenzaun zu erhaschen, was nicht wirklich beeindruckend ist.
Meer und Strand
Das Meer ist am Sonntag übervoll mit Badegästen. Bis zum nächsten Wochenende bleibe ich nicht um sagen zu können ob der Einfall der Neapolitaner schon am Freitag/Samstag startet.
Insgesamt wirkt Pozzuoli wie eine Disko mit Meerzugang. Jetzt war es sehr ruhig, aber die Stadt strahlt eine verlebte Atmosphäre aus, die mich vermuten lässt, dass hier in der Hauptsaison die Post abgeht. Meins ist es so überhaupt nicht.
Fazit
Das Meer wäre schön, wenn die Bahn nicht wäre. Die Landschaft wäre schön, wenn sie gepflegt würde und die Menschen, nun ja für die Sprache können sie nichts, aber an ihrer Offenheit könnten sie arbeiten. Wie gesagt, der ausländische Tourist in Bayern hat mein größtes Verständnis.
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