Orvieto ist eine Stadt, die zu ihren Hochzeiten 38.000 Einwohner hatte. Das war in der Zeit des Dombaus, der 3 Jahrhunderte dauerte. Dazu unten mehr. Heute leben in der umbrischen Stadt ca. 21.000 Einwohner und jährlich kommen ein Vielfaches an Besuchern aus aller Herrenländer in die Stadt auf dem Tuffsteinplateau, um sie zu bewundern.
Die Stadt ist auch Mitglied von Cittaslow, einer Vereinigung, die sich zum Ziel gesetzt, hat den Tourismus weniger hektisch und vor allen Dingen nachhaltiger zu gestalten und auf die Eigenheiten der Region hinzuweisen. Das gelingt Orvieto mit seinen Leckereien und dem gleichnamigen Wein von Natur aus sehr gut.
Dom und Domplatz
Inhaltsverzeichnis
Der Dom ist das Zentrum Orvietos. Er steht an einem großen Platz und nennt sich Kathedrale von Santa Maria Assunta, ist also der heiligen Jungfrau Maria geweiht. Der Domplatz trägt den gleichen Namen und wer die Touristeninfo sucht, findet sie hier.
Auffällig am Dom sind seine Seiten in schwarzen und weißen Steinschichten und die beeindruckende Fassade. Oftmals wird dem Dom Ähnlichkeit mit dem von Siena bescheinigt, wobei die Innenausschmückung nicht ganz so üppig ist, wie die in Siena.
Fassade des Doms
Wer direkt vor dem Dom steht und sich in der christlichen Geschichte auskennt, der kann lange verweilen, um die vielen Details der Fassade zu erkennen, die über die Jahrhunderte angebracht wurden. Mosaike, Statuen und die große Rosette machen diese Fassade aus, die sicher eines der am meisten fotografierten Objekte in Orvieto ist.
1290 wurde mit dem Bau begonnen, der erst 1591 fertiggestellt wurde. Viele Meister der damaligen Zeit haben sich verewigt. Zur Zeit des Baus hatte Orvieto mehr Einwohner als heute und diese mussten versorgt werden.
weitere Kirchen
Manchmal ist es schon erstaunlich, wie viele Kirchen eine Stadt haben kann. Neben der Hauptkirche gibt es unzählige weitere Kirchen in Orvieto. Praktisch an jeder Straßenecke muss man nur genau hinsehen und schon entdeckt man eine weitere Kirche. Dies ist der Masse an Menschen geschuldet, die während des Dombaus in der Stadt wohnte oder als Tagelöhner in die Stadt kamen. Die Kirche hatte damals einen ganz anderen Stellenwert und die Menschen besuchten die Kirchen zum Gebet.
Es lohnt sich durchaus die eine oder andere Kirche zu betreten, oft entdeckt man ein wunderschönes Fresko, eine Ausstellung oder einfach auch nur einen ruhigen Ort, um einmal zu verweilen.
Unterwelten von Orvieto
Tuffstein nennt sich das Material des Felsens, auf dem die Stadt steht. Ähnlich dem deutschen Standstein ist das Material sehr weich und lässt sich leicht abtragen oder ausgraben. Der Fels, auf dem die Stadt Orvieto schon zu Zeiten der Etrusker entstand, gründet an der Basis auf einer wasserführenden Schicht. Damit hatten die Menschen in Orvieto zwar immer Wasser, dieses aber erst in großer Tiefe. Da der Stein weich war, wurde also gegraben, bis man auf Wasser stieß.
Ein Beispiel dafür kann man bei einer Führung in den Unterwelten von Orvieto noch bewundern. Hier bekommt man einen Schacht zu sehen, der nicht größer als ca. 1m x 0,5m war. An den Rändern sind noch die Kletterlöcher vorhanden, in denen die Urbevölkerung der Etrusker wohl den Schacht gegraben hat.
Der Schacht im Bild ist durch eine Grabung aus dem 19. Jahrhundert unterbrochen worden. Man sieht die Kletterhilfen. Diese Grabungen wurden alle mit einfachsten Mitteln ausgeführt. Bis heute rätselt man, wie die Versorgung in solche Tiefen mit Sauerstoff möglich war. Man vermutet, dass die Arbeiter Blasen mit Luft bei der Grabung mitgeführt haben, um auch in der großen Tiefe dadurch mit sauerstoffhaltiger Luft versorgt zu sein.
Taubenhöhlen im Tuffstein
Weitere Nutzungen des Tuffstein-Untergrunds waren Taubenhöhlen. Die Bewohner von Häusern gruben sich Keller, in denen sie Löcher in die Wände gruben, in denen die Tauben hausen konnten. Dies sicherte der Stadt ein Überleben auch bei Belagerungen. Im Mittelalter waren Tauben nicht nur Delikatesse, sondern oft Überlebenssicherung. Wasser wurde ebenfalls in den Kellern aufgefangen. Auch wenn der Tuffstein das Wasser durchsickern ließ, hatten die Bewohner Wannen geschlagen und ausgekleidet, um Wasser aufzufangen.
Im 19. Jahrhundert bis frühem 20. Jahrhundert wurde der Fels als Baustoff entdeckt. An einigen Stellen besteht der Fels aus Pozzolan. Gemahlen und mit Wasser vermischt, ergibt sich Zement, der zum Bau der Stadt verwendet wurde. Große Höhlen wurden dabei freigelegt, wobei auf
die Statik geachtet wurde. Auch wenn Umbrien Erdbebenregion ist, Orvieto
ist nicht betroffen und hat keine Schäden aus Erdbeben davon getragen.
Die Grabungen in der Unterwelt haben allerdings trotzdem die Stadt gefährdet. In den 1990er Jahren wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten nötig, die die Sicherheit der Stadt wieder hergestellt haben. Wäre dies nicht geschehen, würde die Stadt nach und nach einstürzen. Heute steht die Stadt stolz und sicher auf ihrem löchrigen Untergrund.
Torre del Moro
Der Torre del Moro befindet sich mitten in der Stadt und ist einer von sieben Stadttürmen, die heute noch das Stadtbild von Orvieto prägen. Von diesem hat man allerdings einen 360° Blick über Orvieto und die Region. Einen Aufstieg haben wir nicht gemacht, was uns im Nachhinein fast leid tut.
Pozzo di S. Patricio
Der Brunnen des heiligen Patrick ist eine Sehenswürdigkeit für sportliche. Über 200 Stufen, die zwar nicht hoch, dafür aber lang sind, wendeln sich in die Tiefe hinab zur wasserführenden Schicht. Dann geht man über den Brunnenboden über einen Steg und auf der anderen Seite führt eine ebenso gearbeitete Treppe wieder hinauf.
Dadurch, dass der Auf- und Abgang als Doppelhelix angelegt wurde, begegnen sich die heutigen Touristen auf ihrem Wege nicht, sondern laufen in einer Prozession zum Wasser und wieder hinauf auf in die Stadt. Das Ganze hat praktische Gründe, denn als der Brunnen noch für die Wasserversorgung der Bürger in Betrieb war, liefen Esel über diese Treppen und schleppten die schwere Wasserlast.
Auch sehr sportliche Menschen schnaufen ganz schön, wenn sie aus der Tiefe des Brunnens wieder auf Stadtniveau angekommen sind. Was müssen die Esel also damals geleistet haben, die das täglich häufiger machten.
Festung Albornoz
Das Fortezza Albornoz oder eben die Festung Albornoz liegt in direkter Nachbarschaft zum Pozzo di S. Patricio. Durch ein altes Festungstor betritt man die Ruine, von der nur noch wenig steht. Heute ist das Festungsgelände als Stadtpark mit Spielplatz für die Bevölkerung zugänglich. Der Blick von den Außenmauern in die Landschaft ist fantastisch und den Schwenker in den Park sollte sich der Besucher nicht entgehen lassen.
Mit der Standseilbahn in die Stadt
Orvieto ist gut mit der Bahn und dem Auto erreichbar. Wer mit Auto oder Motorrad anreist, kann einen der Parkplätze anfahren, die sehr gut ausgeschildert sind.
Wer in der Nähe des Bahnhof parkt, kann die Standseilbahn von Orvieto nutzen, die den Besucher direkt auf die Piazza Cahen, in unmittelbarer Nähe des Brunnens S. Patricio, bringt. Von dort ist alles fußläufig erreichbar.
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