Eine Motorradtour durch die Landschaft des Fichtelgebirges und die Oberpfalz, von Gefrees nach Eschenbach im Hirschbachtal. Sowohl das Fichtelgebirge, als auch die Oberpfalz sind viel zu selten beachtete Landstriche. Wer das Leben genießen will, wird hier fündig. Wunderschöne Gegenden mit Sehenswerten Ecken und einer wunderbaren Zoigel Kultur. Zum Guten Schluss landen wir in der Hersbrucker Schweiz bei einer urigen Gastwirtschaft unter einer wunderbaren Kastanie.
Tourlänge: 176 km
Niveau: entspannt
Gesamte Reisezeit (inkl. Pausen): 4-5 Stunden
- Highlights entlang der Strecke
- Egerquelle
- Porzellanikon
- Zoigl
- Hirschbachtal
Die Strecke ist natürlich wieder als kmz-Datei gefrees-hirschbachtal-kmz zu finden.
Gefrees – Marktleuthen
Inhaltsverzeichnis
Nach einem Morgenkaffee in einem kleinen Café in Gefrees geht es auf in die Natur des Fichtelgebirges. Auf breiten, leicht gewundenen Straßen verläuft die Tour. Zunächst halten wir uns Richtung Bischofsgrün und dann geht es auf nach Weißenstadt. Auf halber Strecke zwischen den beiden Orten finden wir bereits die Egerquelle. In direkter Nähe ist ein Parkplatz, von dem aus wir nur 200 m laufen müssen um die Quellfassung von 1823 zu besuchen. Auf großen Steinblöcken stehen eine Inschrift und die Namen der Städte, durch die die Eger fließt. Der Ort ist wirklich sehenswert und wären wir nicht gerade erst losgefahren, dann wäre es ein wunderbarer Ort für ein Picknick. Weiter geht es also nach Weißenstadt. Hier finden wir unmittelbar am Ortseingang eine Ansammlung von Türen im Hang. Das sind alte Lagerkeller zur Lagerung von Feldfrüchten über den Winter. Heute sehen diese interessant aus, in der Zeit vor dem Kühlschrank waren sie unentbehrlich, hatten sie doch immer eine konstante Temperatur.
Weiter geht es durch Röslau, der Stadt nach der eine Firma für Küchenzubehör genannt wurde. Röslau stellt sich in frischem, gut erhaltenen Stadtbild dar. Interessant ist bei den Fahrten durch die Orte des Fichtelgebirges, dass sich in der Regel irgendwo am Ortsrand eine große Firma vor Jahren niedergelassen hat, deren Gebäude oftmals aber verwaist sind.
Einige Kurven weiter kommen wir nach Marktleuthen. Hier ist der Porzellanhersteller Winterling zuhause gewesen. Ein Werksverkauf ist noch vorhanden und der Besuch lohnt sich. Alleine die alten Gemäuer sind einen Besuch wert. Der Ort selbst ist beschaulich und strahlt eine gewisse Ruhe aus. Beim Café am Platz kann man auf eine gute Tasse Kaffee und ein leckeres Stück Kuchen einkehren und der Blumenhändlerin nebenan beim Verkauf und Dekorieren zusehen.
Exkurs: Porzellan im Fichtelgebirge
Mit der Entdeckung von Kaolin in Hohenberg an der Eger wurde zum Ende des 18ten Jahrhunderts im Fichtelgebirge der Grundstein der Porzellan- und Glasindustrie gelegt. Das weiße Gold wird für die Erstellung von hochwertigem Porzellan benötigt. Bald entstanden hier Fabriken in großer Zahl, die Städtenamen verbindet man noch heute mit den führenden Herstellern: Arzberg, Schirnding, Tirschenreuth geben sogar Firmen ihren Namen, andererseits ist Rosenthal fest mit der Stadt Selb verbunden. In dieser Gegend sind fast alle namhaften Hersteller von Porzellan ansässig gewesen. Viele weitere Firmen wären zu nennen, aber dazu kann man das Porzellanikon in Selb oder Hohenberg besuchen. Hier wird die Geschichte des Porzellan und die Entwicklung des Fichtelgebirges als Herstellungsregion anschaulich dargestellt. Sonderschauen runden den Besuch ab.
Daneben war auch die Glasherstellung im Fichtelgebirge sehr bekannt. Hier sind Zwiesel-Schott und Nachtmann die ganz Großen. Daneben gab und gibt es aber unzählige Glashütten, die bis heute noch besichtigt werden können. Eine Zusammenstellung von Wanderungen zu Glashütten hat der Verein Wohlfühlregion Fichtelgebirge e.V. zusammengetragen.
Durch die Region zieht sich die Porzellanstraße und noch weit über das Fichtelgebirge hinaus heißt sie so. Vielleicht ist die einmal einen eigenen Reisebericht wert. Bis dahin dient der obige Link als weitere Info.
Marktleuthen – Marktredwitz
Von Marktleuthen aus geht es weiter nach Selb. Diese Stadt ist besonders eng mit der deutschen Porzellangeschichte verflochten und hier befindet sich der Hauptsitz einer der berühmtesten deutschen Porzellanmanufakturen, Rosenthal. Die Geschichte der Firma Rosenthal und der Familie ist äußerst bewegt. Seit 2009 ist die Firma im Besitz eines italienischen Konzerns. Von Selb aus fahren wir direkt an die tschechische Grenze nach Hohenberg. Hier und in Selb gibt es das Porzellanikon. Ein Museum, das durch die Geschichte der Porzellanherstellung führt und immer wieder Sonderausstellungen zum Thema biete. Ich finde, absolut sehenswert. In unmittelbarer Nähe zum Porzellanikon in Hohenberg befindet sich der Fabrikverkauf von Dibbern.
Und weiter geht es durch das Fichtelgebirge in Richtung Marktredwitz und Arzberg. Namhafte Hersteller sind auch hier zu finden. Der gleichnamige Hersteller Arzberg hat wie alle übrigen Porzellanhersteller ebenfalls einen Fabrikverkauf. Wer also im Fichtelgebirge unterwegs ist, kann sich mühelos von einer zur anderen Manufaktur durchhangeln und im Geschirrrausch glücklich werden.
Bemerkenswert an dieser Strecke ist, dass wir hier unmittelbar an der Grenze zu Tschechien vorbeifahren. Hätte ich etwas mehr Zeit gehabt, wäre der Sprung zu den Nachbarn garantiert. Für mich ist es immer wieder faszinierend, wie wenige Meter alles verändern können, die Landschaft, die Menschen, die Bauweise und die Essgewohnheiten. Wer die Zeit hat, der sollte unbedingt einmal nach Tschechien fahren. Es ist eine wunderbare Landschaft mit sehr freundlichen Menschen. Und unbedingt Kofola probieren, das Cola-Getränk ist mit der bekannten braunen Brause aus Amerika nur der Farbe nach zu vergleichen. Ich habe daran Gefallen gefunden und möchte es gerne weiter empfehlen, am besten vom Fass! Lecker!
Luisenburg Festspiele und das Felsenlabyrinth
Ebenfalls am Wegesrand befindet sich die Luisenburg in der Nähe von Wunsiedel. Ein Freilufttheater mit angrenzendem Felsenlabyrinth. Die Luisenburgfestspiele ziehen im Sommer viele Menschen an und sind weit über das Fichtelgebirge hinaus bekannt. Das Programm ist für alle Altersstufen und bietet neben den Kinderstücken, die vielfach von Schulklassen besucht werden auch nachdenkliches für Erwachsene.
Exkurs Zoigl
Das Zoigl hat im Oberpfälzer Wald Tradition. Aber was ist es denn? Zoigl ist der Begriff für handwerklich hergestelltes Bier nach dem Reinheitsgebot. In der Oberpfalz ist das Zoigl wiederentdeckter Teil der Kultur. Verschiedene Familien haben noch das Braurecht und dürfen im Kommunenbrauhaus den Hopfensaft herstellen. Und dieser wiederum wird dann von Zeit zu Zeit ausgeschenkt, ähnlich wie in den Buschenschänken für Wein. Es ist nur ein kleiner Fleck, in dem die Tradition noch lebt, aber das Bier ist süffig und der Schankraum oftmals urig. Ins Gespräch kommt man mit Einheimischen und erfährt so viel über Land und Leute. Wer Zeit und Gelegenheit hat, sollte dieses Erlebnis unbedingt mitnehmen. Einen Überblick verschafft man sich am besten auf der Webseite des Zoigl, die auch die Termine der einzelnen Brauer auflistet.
Marktredwitz – Hirschbachtal
Von der letzten Porzellanstadt verabschieden wir uns und machen uns auf in Richtung Süden. Die Straßen sind noch immer nicht spektakulär, aber wenig befahren und angenehm zu nehmen. Auf ganz breitem Weg nähern wir uns nun dem Süden, die Verabredung im Hirschbachtal lässt mich große Straßen nehmen. An der Route kann man aber erkennen, dass ich die Strecke nicht allzu oft fahre und prompt habe ich Eschenbach drei Mal verlassen und bin zwei Mal wieder zurück gekehrt um einen Weg zu meinem Ziel zu finden – haltet Euch gleich Richtung Forchheim auf der B 470, dann seid Ihr richtig. Auf gehts weiter Richtung Süden nach Auerbach.
Kurz nach Auerbach biegen wir dann in das schöne Hirschbachtal ab. Hier wird die Landschaft herrlich. Zwischen hohen Felsen, entlang an einem plätschernden Bach zieht sich der Weg, der am liebsten nicht enden mag, dann bis nach Eschenbach, einem Ortsteil von Pommelsbrunn im Hirschbachtal. Dort sind wir dann glücklich angekommen und eingekehrt Zum goldenen Engel. Der alteingesessene Gasthof hat weder eine Internetseite, noch sonst einen Auftritt. Wer dort aber hin mag, folgt meinem Pfad bis zum Schluss, dann steht Ihr vor der Türe. Und auch schön ist, dass es dort keinen Handyempfang gibt. Man sitzt also unter einer alten Kastanie, genießt das wunderbare Essen der Wirtschaft Ley mit Metzgerei und hat keinerlei weitere Ablenkung.
Fazit
Die Reise ins Fichtelgebirge lohnt sich auf jeden Fall. Kulturell kann sich jeder das aussuchen, was für ihn passt. Historisch ist ebenfalls einiges geboten und wer so gar nichts sehen will, der genießt einfach die häufig leeren Straßen und fährt vor sich hin. Die Preise in der Region sind so günstig, dass auch der Sparsamste mal das teuerste Gericht nehmen kann. Von mir aus nur zu empfehlen und nicht nur für einen Tag, da geht noch mehr.
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