Und dann habe ich das Fischrestaurant ausprobiert, das mir ein Einheimischer empfohlen hat. Ich muss sagen, eine Sensation und eine echte Empfehlung! Ein Loblied auf die italienische Esskultur.
Italienisch essen gehen
Inhaltsverzeichnis
Es ist ein gewöhnlicher Samstag Nachmittag in der Nebensaison. Bei uns würden die Menschen ihren Verpflichtungen nachkommen, in Italien geht man Essen. Zugegeben, das ist vielleicht in Touristenorten etwas anders als auf dem Land.
Hier in der Trattoria gehen offensichtlich auch gerne ganze Familien essen.. Ich betrete einen großen Raum, gefüllt mit vielen Menschen, die sich gesellig unterhalten. Von der Oma bis zur Enkelin, alle da. Und im Zweifel noch mit Zia und Zio, also Tante und Onkel.
Hier benötigt man als Restaurantbesitzer noch wirklich große Tische. Der in der Mitte des Raumes ist mit 14 Personen besetzt und auch an einem weiteren Tisch sitzt die gleiche Anzahl an Leuten. Aber auch ich werde alleine fröhlich begrüßt und an einen Tisch gebeten. Zwei hatte ich zur Auswahl mit der klaren Empfehlung für einen bestimmten Tisch, denn die Klimaanlage ist bei dem anderen vielleicht zu kalt.
Ambiente
Die Trattoria selbst ist ein – wie man bei uns so sagt – „gut bürgerliches“ Restaurant, mir persönlich gefällt Cucina Casalinga ja besser. Einfache Tische und Stühle, nichts ist aufgetragen, alles grundehrlich und doch liegen Stoffservietten bereit und der Kellner ist aufmerksam und zuvorkommend, im Rahmen des voll ausgebuchten Hauses. Ich hatte Glück einen Platz zu bekommen. Der andere Tisch war kurz später auch vergeben.
Italienische Gaststätten sind häufig große Räume, die sparsam mit Dekoration auskommen. Laut ist es, quirlig, aber genau das macht für mich die typisch italienische Atmosphäre aus. Der Tisch wackelt leicht, als ich diese Zeilen schreibe, was mir ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Offensichtlich hat der Herr, der mit dieses Restaurant empfohlen hat, sehr genau verstanden, was ich schätze. Grundehrliche Küche ohne Schnickschnack.
Die Bestellung läuft auf Italienisch, dafür reicht es bei mir. Hier kann man aber auch in Englisch bestellen. Guiseppe Comes spricht aber gegebenenfalls fließend Englisch und stellt sich auf seine Gäste ein.
Wasser, Wein und Gastlichkeit
Mein Wein und das Wasser sind schon da und ich genieße den kühlenden Schluck Wasser und den kräftigen Geschmack des Weines gleich hinterher.
Wein kann man in Flaschen haben, es wird aber auch ein offener Hauswein serviert. Lustig ist das Bier. In Großen Flaschen (es sah wie 0,75L aus) kommt es auf den Tisch und weil in Italien Weinkultur vorrangig ist, wird es auch in Weingläser eingeschenkt. Die Familie bedient sich also an der Flasche bis sie leer ist, dann kommt eine neue auf den Tisch.
Die Speisen
Die Speisekarte ist klassisch unterteilt, Antipasti, Primi, Secondi. Wer hier eine Pizza möchte, ist fehl am Platz. Hier gibt es Fisch und den in sehr guter Qualität.
Wenn mehrere Menschen an einem Tisch sitzen und das gleiche bestellen, macht die Wirtin eine große Platte daraus, von der alle essen können. Da kommen dann schon einmal größere Platten mit Wurst und Käste – eine typische Vorspeise – auf den Tisch und das reicht dann für 2 bis 4 Personen. Auch das trägt zur Geselligkeit bei.
Am Nachbartisch kommen die Primi auf den Tisch, also Nudelgerichte oder Reis – Pasta mit verschiedenen Fischen oder Risotto. Das schaut hervorragend aus und mir läuft das Wasser im Munde zusammen.
Meine Cavatelli werden kurz drauf auch gebracht und ich kann endlich meinen Hunger stillen. Lecker sind sie die Nudeln mit Miesmuscheln, Tomaten und Petersilie. Fein abgeschmeckt mit Salz, Pfeffer, Knoblauch. Ein Gedicht, einfach aber wunderbar. Auf die Anitpasti habe ich absichtlich verzichtet, ich wollte ja die Grillplatte nicht zur Hälfte liegen lassen.
Während mir der Wein langsam zu Kopf steigt und sich ein wohliges Entspannungs- und Sättigungsgefühl einstellt, stelle ich fest, dass im Hintergrund das Radio läuft. Da hauptsächlich gesprochen wird, fällt es im allgemeinen Murmeln nicht auf. Nur ab und zu dringt ein Song durch. A pro pos Musik: Natürlich hängt auch ein Bild von Domenico Modugnio an der Wand. Schließlich läuft hier nichts ohne den Lokalhelden.
Der Inhaber scheint ebenfalls musikalisch zu sein. Ich saß neben einem Klavier und einem Synthesizer und wenn ich das Instagrammprofil richtig interpretiere, dann spielt Guiseppe Comes auch selber und ist begeisterter Musikliebhaber.
Mein Hauptgang kommt und ist bescheiden ausgedrückt ein Obertraum! Oktopus, Sepia und Langusten vom Grill. Das frische Olivenöl, das dezent aber qualitativ hochwertig ist, schmeckt dazu fantastisch. Ein Hauch Petersilie und mehr braucht es nicht. Die beiden Zitronenstücke sind nicht nur Deko, sondern ergänzen den tollen Geschmack. Auf den Punkt gegrillt und auf jeden Fall eine Gaumenfreude.
Wie herrlich und das mitten in einer Stadt voller Touristen. Nun mag es sein, dass ich mit der Nebensaison Glück gehabt habe, aber nach der Empfehlung glaube ich das fast nicht. Im Hochsommer dürfte es hier genau so lecker sein, schließlich war es ja auch an einem Samstag Mittag voll.
Der Nachbartisch hat keine Hauptspeise bestellt und ist somit schon fertig. Wie bei deutschen Familienfeiern laufen die Leute um den Tisch herum, um das Gespräch nicht nur mit dem Sitznachbarn zu führen. Es ist in der Zwischenzeit halb vier und ich habe nicht das Bedürfnis dieses Lokal bald zu verlassen, so angenehm und entspannt geht es hier zu. Mit Café und Grappa sollte ich locker noch ein halbes Stündchen rausschlagen können.
Zeit hat man
Beim Abräumen sagt der Wirt, der mich im Schreiben vertieft vorfand: „Ich möchte nicht stören!“ und räumt den Teller ab. Zeit scheint in Italien ein vorhandenes Gut zu sein. Nur wir Deutschen Touristen lassen uns allzu gerne hetzen. Wenn aufgegessen ist, wird bezahlt! Warum eigentlich? Wir sollten uns Zeit geben das Leben zu genießen und das Essen ist ein großer Anteil daran. Ohne Essen überlebt niemand. SlowFood bekommt hier eine neue Bedeutung für mich.
Gezahlt wird, wie in ganz Italien, an der Theke. In diesem Fall ist ein Teil des Restaurants abgetrennt und dient auch augenscheinlich als Büro.
Um 15:00 Uhr schließt das Lokal offiziell, um 16:00 Uhr gehe auch ich, nachdem ich noch einen Espresso und Grappa zum Abschluss hatte. Die anderen Tische haben sich ebenfalls gerade erst geleert.
Ich bin satt, zufrieden und habe ein fantastisches Essen im Magen.
Wenn ich wieder in der Nähe sein sollte, bin ich sicher wieder in der Antica Trattoria del Comes dall 1926.
P. S. vor der Haustür sind Motorradstellplätze, wenn das nicht ein Zeichen ist 😉
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